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Der bürokratische Führungsstil wird heutzutage in vielen modernen Unternehmen gelebt. Und dennoch existieren rund um diese Art der Führung immer noch viele Vorurteile. So setzen einige die „Bürokratie“ mit einer Art von maximaler Autorität gleich. Doch hierum geht es beim bürokratischen Führungsstil keineswegs!
Vielmehr handelt es sich hierbei um eine gute Möglichkeit, einem allzu machtorientierten Vorgehen der Führungsebene vorzubeugen und Mitarbeiter in wichtige Entscheidungen einzubeziehen. Dennoch liegt die Verantwortung weiterhin bei den jeweils Weisungsbefugten.
Aber was versteht man eigentlich genau unter dem bürokratischen Führungsstil? Und gibt es Vorteile, die Sie kennen sollten, wenn Sie gerade dabei sind, diesen Stil bei sich zu etablieren?
Die folgenden Abschnitte gehen genau auf diese und weitere Überlegungen zum bürokratischen Führungsstil ein und zeigen einmal mehr, dass diese Art des Führens auf keinen Fall als „altmodisch“ betitelt werden sollte. Auch zahlreiche junge Unternehmen profitieren von den Vorteilen, die diese Art von Bürokratie in der Personalführung bietet.
Was versteht man unter einem bürokratischen Führungsstil?
Wer auf der Basis eines bürokratischen Führungsstils führt, richtet seine Personalführung bis zu einem gewissen Grad autoritär aus – jedoch bei Weitem nicht in dem Umfang, den manche Menschen hier annehmen.
„Bürokratie“ bedeutet, dass viele Details rund um die Personalführung standardisiert und dementsprechend nach festen Vorgaben ablaufen. Besonders charakteristisch ist, dass besagte Regeln nicht von der betreffenden Führungskraft festgelegt werden. Ihre Aufgabe ist es lediglich, dafür zu sorgen, dass sie umgesetzt werden. Es ist dementsprechend nicht übertrieben zu behaupten, dass auch der Wechsel einer Führungskraft im bürokratisch geleiteten Unternehmen keine grosse Herausforderung darstellt. Immerhin sind die Grundregeln von vornherein festgelegt und nicht von einer bestimmten Person abhängig.
Selbstverständlich bedeutet dies nicht, dass Firmen, die auf den bürokratischen Führungsstil setzen, „stehenbleiben“ würden. Einmal festgelegte Regeln sind nicht in Stein gemeisselt und lassen sich bei Bedarf verändern. Genau das fällt dann jedoch nicht ausschliesslich in den Verantwortungsbereich der Unternehmensführung. Die entsprechenden Vorgaben lassen sich auch als Gemeinschaftsentscheidung durch mehrere Personen treffen.
Interessant ist es in diesem Zusammenhang auch, dass es sich beim bürokratischen Führungsstil nicht um eine „neue Erfindung“ handelt. Vielmehr kann diese Art der Personalführung auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits während der industriellen Revolution wurde er zum ersten Mal erwähnt. Schon damals ging es vielen Unternehmen darum, sowohl ordentlich und strukturiert als auch effizient zu arbeiten.
Im Laufe der Zeit erfuhr der bürokratische Führungsstil jedoch auch die ein oder andere Veränderung – unter anderem deswegen, weil viele Menschen genaue Vorstellungen davon haben, wie sie sich ihr „perfektes Arbeitsverhältnis“ vorstellen. Hierbei geht es ihnen nicht nur um Effizienz und Struktur, sondern auch um die so oft zitierte Work-Life-Balance. Diese sollte – laut Meinung zahlreicher Arbeitnehmer – mit dem bürokratischen Führungsstil kombiniert werden, damit dieser weiterhin praktikabel und auch in Bezug auf die eigene Arbeitgeberattraktivität erstrebenswert bleibt.
Die Vorteile und Herausforderungen des bürokratischen Führungsstils
Der bürokratische Führungsstil ist mit vielen Vorteilen, aber auch mit der ein oder anderen Herausforderung verbunden.
Wichtig ist es, sich vor einer eventuellen Umstellung (oder im Rahmen der Neugründung eines Unternehmens) über die Vorzüge, aber auch über eventuelle Nachteile bewusst zu sein.
Wenn Sie sich für den bürokratischen Führungsstil und für dementsprechend feste Vorgaben entscheiden, profitieren Sie unter anderem von den folgenden Vorteilen:
Alle Beteiligten können sich an klaren Regeln orientieren.
In Bezug auf die Antwort auf die Frage „Wie sollte ich jetzt reagieren?“ bleibt nicht mehr viel Spielraum. Wer sich unsicher ist, schaut einfach in den entsprechenden Unternehmensvorgaben nach. Gleichzeitig entstehen im Arbeitsalltag schnell Routinen, die dafür sorgen, dass Arbeitsabläufe im Zusammenhang mit regelmässigen Aufgaben effektiver werden.
Mit dem bürokratischen Führungsstil lässt sich Machtmissbrauch vorbeugen.
Der Umstand, dass die Führungspersonen hier an die übergeordneten Vorgaben gebunden sind, sorgt dafür, dass sie nicht frei entscheiden können. Sie müssen sich immer wieder an den „Regeln“ des Unternehmens orientieren, auf die sich die Verantwortlichen in der Vergangenheit geeinigt haben. Auf diese Weise lässt sich einem Machtmissbrauch in der Regel gut vorbeugen.
Keine „Bauchentscheidungen“, die eventuell zu einem Fehlurteil führen.
Viele Arbeitnehmer kennen das Problem: Eine Situation wird hektisch und erfordert „genau JETZT“ eine Entscheidung. Wurden im Vorfeld – zum Beispiel im Rahmen des bürokratischen Führungsstils – keine Regeln und Richtlinien festgelegt, kann es nötig werden, besagte Entscheidung aus dem Bauch heraus zu treffen. Und genau das macht das Procedere anfällig für Fehler. Die Vorgaben, die die Grundlage des bürokratischen Führungsstils bilden, schaffen somit eine Art „Rahmen“.
Führungskräfte können schnell eingearbeitet werden.
Führungskräfte können im Unternehmensalltag immer wieder wechseln. Unternehmen, die sich hier auf den bürokratischen Führungsstil fokussiert haben, müssen nicht viel Zeit in die Einarbeitung der neuen Verantwortlichen investieren. Diese können somit direkt mit ihrer Arbeit beginnen und bringen nicht ihren eigenen Führungsstil mit, an den sich alle anderen zunächst wieder gewöhnen müssten.
Sicherlich wäre es jedoch ein wenig naiv, anzunehmen, dass der bürokratische Führungsstil ausschliesslich mit Vorteilen verbunden sei. Vielmehr ist er unter anderem auch mit der ein oder anderen Herausforderung verbunden.
Potenzielle Nachteile zeigen sich in den folgenden Bereichen:
- Die Verantwortlichen verfügen über wenig Handlungsspielraum.
Verantwortliche, die an strikte Regeln gebunden sind, können nicht frei entscheiden, wie sie in einer bestimmten Situation agieren möchten. Dementsprechend können sich die Wege, die es – basierend auf den entsprechenden Vorgaben – einzuschlagen gilt, manchmal nicht richtig anfühlen.
- Der berühmte „Blick über den Tellerrand“ fehlt.
Wer immer nach Vorgaben handelt, handelt nicht kreativ. Dabei kann der Blick über den Tellerrand oft dabei helfen, bestimmte Dinge in Zukunft besser zu machen. Diese Art von Weitsicht fällt beim bürokratischen Führungsstil weg.
- Die Kommunikation leidet.
Diejenigen, die sich auf der Suche nach einer Lösung für ein Problem befinden, sprechen oft miteinander, tauschen Meinungen aus und betreiben Brainstorming. Hieraus ergeben sich oft Vorteile in Bezug auf die weitere Zusammenarbeit, die beim bürokratischen Führungsstil ausbleiben.
- Der bürokratische Führungsstil bietet keine kurzfristige Flexibilität.
Da es durchaus etwas Zeit in Anspruch nehmen kann, neue Vorgaben festzulegen, wird der bürokratische Führungsstil vor allem in Bezug auf nötige kurzfristige Änderungen zu einer echten Herausforderung.